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Baden unter Strom

Baden unter Strom

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Beschreibung

Eine Regionalgeschichte der Elektrifizierung


Für die Elektrifizierung Mitteleuropas hat Baden wichtige Impulse gegeben. Triberg war im Jahre 1884 die erste Stadt Deutschlands, die ihre Straßenbeleuchtung komplett auf elektrisches Licht umstellte. Das Kraftwerk Stallegg in der Wutachschlucht brachte 1895 den Ferntransport des Stroms erheblich voran. Und in Rheinfelden und Laufenburg gingen 1894 und 1909 die größten Wasserkraftwerke Europas in Betrieb – sie legten zugleich den Grundstein für den europäischen Netzverbund.

Badische Tüftler

Die frühzeitige Elektrifizierung Badens wurde ermöglicht durch die zahllosen Bäche des regenreichen Schwarzwaldes, durch die großen Kräfte des Hochrheins und natürlich das innovative Denken badischer Tüftler. Hinzu kam die Nähe zur Schweiz, die manchem großen Wasserkraftwerk erst die notwendigen Kapitalgeber sicherte. Die Vielfalt der in Baden heimischen Wirtschaftszweige führte natürlich dazu, daß auch die Strom-Pioniere aus den unterschiedlichsten Branchen kamen. In Pforzheim waren es die Edelsteinschleifer, die ihre Motoren elektrisch betreiben wollten. Im Wiesental drängte es die Textilhersteller nach der neuen Energie, in Gengenbach die Papiermacher und in Baden-Baden die Hoteliers.

Zeit des Talsperrenbaus
Auch als der elektrische Strom in den 1920er Jahren sich zu etablieren begonnen hatte, war Baden Wegbereiter einer neuen Entwicklung: Es folgte die Zeit des Talsperrenbaus. Mit dem Murgkraftwerk und der Schwarzenbachtalsperre, der Linachtalsperre, dem Zweribachkraftwerk und den Schluchseewerken, entstanden Projekte, die einerseits aufgrund technischer Meisterleistungen, andererseits aber auch teilweise aufgrund ihrer durch den Jugendstil geprägten Ästhetik bis heute weit über Südwestdeutschland hinaus bekannt sind.

Baden und die Zukunftsenergien
Ganz im Stil der Region gingen auch in der Nachkriegsgeschichte immer wieder wesentliche Entwicklungen von Baden aus. Naturschützer verhinderten in den 1950er Jahren einen riesigen Staudamm in der Wutachschlucht und später einen im Hotzenwald. In den 1970er Jahren war die Bauplatzbesetzung in Wyhl die Geburtsstunde der deutschen Anti-Atom- Bewegung, bevor in den 1990er Jahren in Schönau die „Stromrebellen“ sich bundesweit einen Namen machten; sie hatten – einmalig in Deutschland – als Bürgerinitiative aus Protest gegen die Atomkraft einen eigenen Stromversorger gegründet. Und auch bei den Zukunftsenergien ist Baden heute vorne mit dabei: Freiburg gilt seit den 1990er Jahren als die deutsche „Solarhauptstadt“.


Über den Autor:

Bernward Janzing, Jahrgang 1965, lebt als freier Journalist in Freiburg. Nach Geographiestudium und Volontariat bei einer Tageszeitung machte er sich selbständig, und schreibt seither für namhafte Zeitungen und Zeitschriften schwerpunktmäßig über Themen aus Energiewirtschaft und -technik. Seine Beiträge sind bisher u.a. erschienen in Zeit, Spiegel, Stern, Financial Times Deutschland, VDI-Nachrichten, Frankfurter Rundschau und taz.